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Frauen berichten vom Reaktorunfall
Three Mile Island (USA), wie 100.000 Menschen flüchteten,
den psychischen Auswirkung und wie gegensätzlich Frauen
und Männer reagierten.
Rowohlt aktuell, Reinbeck 1980, Neuauflage 1986,
Gesamtauflage 20.000 (vergriffen). |
Presse
Basler Magazin, August
1980
»Solche Zahlen erschüttern im Moment, aber sie bleiben
doch ziemlich abstrakt; man vergisst sie relativ schnell. Kaum vergessen
wird man dagegen die konkreten Erlebnisberichte, die gesammelt sind
in dem Rowohlt-Band von C. Perincioli: »Die Frauen von Harrisburg
oder wir lassen uns die Angst nicht nehmen«. Einen Bericht daraus
hatte ich schon vor einem Jahr in einer ausländischen Zeitschrift
gelesen, und ich hatte, wie ich jetzt feststellte, nicht ein Detail
davon vergessen.« Marie-Luise Blatter,
Courage, Berlin
»Am Schluss des Buches stellt die Autorin ein paar einfache
Fragen für den Fall einer Kernschmelze in der Bundesrepublik:
was passiert mit den meist unmittelbar daneben liegenden anderen Blöcken,
die dann niemand mehr abstellen kann. Was passiert mit den ebenfalls
dort lagernden abgebrannten, aber ja noch aktiven Brennstäben?
Wohin mit den z.B. in der Bundesrepublik kalkulierten 3,9 Millionen
verseuchten Menschen wohin mit den nach der Deutschen Risikostudie
zu erwartenden 104000 langsam und qualvoll Sterbenden. Was ist im
Fall eines Krieges? Und schließlich: Warum werden mögliche
Opfer danach berechnet, was für einen gesunden, 70 kg schweren
Mann tödlich wäre - "als gäbe es keine Frauen
und Kinder". Übrigens: die Autorin hatte die Interviews
mit den Harrisburger Frauen dem Fernsehen angeboten, den 14 Redaktionen
in 11 Sendern, die ihre bisherigen Filme gekauft hatten. Keine Redaktion
war bereit, Harrisburg liegt nämlich nebenan . . . « Sabine
Zurmühl
DFB Buchtip
»Dieses Bändchen hat mich aufgestört, tief beunruhigt
und erschüttert. Eine Zeltungsnotiz aber eine Katastrophe zu
lesen ist eine Sache, solch mit den Auswirkungen, die in jedes einzelne
Leben der Betroffenen hineinreichen, auseinander zusetzen, ist die
andere Sache.« Iris Wewer
Tagesspiegel,
Berlin
»Wo sich Angst in Kraft verwandelt:
...Es sind in erster Linie die Frauen, die diese psychischen und physischen
Veränderungen bei sich selbst und ihrer Familie am ehesten gespürt
haben und die auch tagtäglich im Haushalt, beim Einkaufen, durch
die Kinder und in Gesprächen mit Nachbarinnen immer wieder damit
konfrontiert werden. Ein Leben wie vor dem Unfall ist nicht mehr denkbar.
Gerade deshalb werden sie aktiv. Sie reden von ihrer Angst, ihren
Gefühlen, dem Verhalten aller Bewohner während und nach
der Katastrophe. Trotz unterschiedlicher politischer Auffassungen
erlauben ihre Schilderungen keine Ausflucht, kein ängstliches
Abwägen mehr, sie zwingen zur Teilnahme. Das Verhalten der meisten
Männer während und nach dem Stör fall hat zur Prägung
eines neuen Ausdrucks geführt nuclear Macho, eine Art männliches
Durchhaltesyndrom — das bedeutet, dass die Männer in der
Gegend nach dem Unfall ernste Schwierigkeiten hatten, da ihre traditionelle
Rolle als Beschützer von Hof und Heim und von Frau und Kind ihnen
abgenommen wurde. Und noch dazu durch etwas, das man nicht sehen konnte,
nicht schmecken konnte. Das Ergebnis war ein deutlicher Anstieg von
Beklemmungsanfällen bei den Männern. Sie wurden fast hilflos,
sie gerieten derart in Panik durch die Angst. Die Frauen versuchen,
Wut und Angst nutzbar zu machen für ihre Arbeit, sie in Mut und
Kraft zu verwandeln, sie von der Notwendigkeit eines langdauernden
Widerstandes zu überzeugen, bei dem jeder gebraucht wird. Auch
die Fakten über Unfallursache, Evakuierungsmöglichkeiten,
Krankheiten, Kindersterblichkeit usw. – von der Autorin in leicht
verständlicher und lesbarer Form zwischen die Interviews gestreut
– geben ihnen recht.« Angelika Müller
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