Kölner Stadtexpress 4.10.76:
“1700 Emanzipierte
feiern unter sich - aber ein EXPRESS Reporter war heimlich dabei: Bei Frauenfest
war auch der “stramme Max” tabu.
Reporter B. Pruski hatte sich als Bierkasten-Schlepper verdingt und beobachtete:
“Die hübsche Rothaarige zieht die Pfeife aus dem Mundwinkel, beugt
sich hinüber zu ihrer jungen Freundin und drückt ihr einen langen
Kuß auf den Mund. Die beiden wähnten sich unter sich. Denn beim Frauenfest
in dem Kölner Lokal Wolkenburg war der Zutrit für Männer strengstens
verboten. Bis auf einen: EXPRESS-Reporter B. Pruski hatte sich eingeschmuggelt.
Das mulmige Gefühl in der Magengegend war nicht wegzuleugnen. Es wurde
auch nicht besser, als ich flüchtig die Transparente in der Eingangshalle
studierte: “Jeder Mann ist ein potentieller Vergewaltiger!”. Und
was, wenn die Damen mich in Vorbeugehaft schicken?
Aber das war nun nicht mehr rückgängig zu machen. Um das Frauenfest
mit den Augen eines Mannes zu studieren, hatte ich mich als Bierkastenschlepper
verdingt. Denn dieser Job - so sahen die Veranstalterinnen ein - war selbst
für emanzipierte Damenhände zu rauh.
Zu Recht. Denn die rund 1700 Frauen aus allen deutschen Landen zwischen 17 und
70 Jahren konnten es in Sachen Trinkfestigkeit schon mit gestandenen Mannsbildern
aufnehmen. Und so zwängte ich mich schweißgebadet durch die Menge
der Tanzenden, die zum Rocksong >Wir sind die homosexuellen Frauen...<
der Flying Lesbians durch den Saal hüpften. Die Damen machten mir den Job
nicht leicht! Pfiffe hinter mir (wann hat ein Mann das schonmal erlebt?) und
kernige Sprüche: >Igitt ein Mann< oder >Na, da haben wir ja einen,
wenn mal Not am Mann ist<.
First Lady des Festes war
unbestritten Alice Schwarzer, bundesdeutsche Chef-Emanze. Strahlend flanierte
sie zwischen ihren Schäfchen umher - Alice im Wunderland.
Der Eintritt darein kostete sieben Mark - ein Beitrag zum Teppichboden des Kölner
Frauenzentrums.
Ein Küßchen hier, ein Küßchen da, einige Filme, Diskussionen
mit Gleichgesinnten und zwischendurch ein Häppchen zur Stärkung.
Zum Beispiel “Stramme Walküre”, denn der “Stramme Max”
war hier eindeutig verpönt.
Und so gings hoch her bis vier Uhr morgens, getreu der Parole, die ein Plakat
am Eingang ausgab: >Eine Frau ohne Mann ist wie ein Fisch ohne Fahrrad.<
OH Mann oh Mann...”